Dirk Heisterkamp (Früh Kölsch-Marketingchef, rechts) überreichte den Capri an Gewinner Marc Wawrzyniak.
Die Rubrik „Mensch & Maschine“ kommt in dieser Ausgabe einmal in einer XXL-Variante daher. Kein Steckbrief ist es diesmal, sondern eine außergewöhnliche Geschichte. Von einem frischgebackenen Capri-Besitzer, der nun auch neues Mitglied im CCD wird.
Wie in der letzten Aktuell bereits berichtet, war es 2019 exakt 50 Jahre her, dass die erste Flasche Früh Kölsch an den Mann gebracht wurde. Die Brauerei gibt es selbstverständlich schon viel länger. Seit mehr als 111 Jahren ist der „Cölner Hofbräu P. Josef Früh“ tätig. Doch erst 1969 wurde das Getränk auch in der Flasche angeboten. Rückblickend kann die Brauerei guten Gewissens behaupten: “Aus der Flasche ist was geworden.” Dementsprechend feierte die Brauerei dieses Jubiläum. Nämlich mit einer Kronkorken-Aktion, bei der es echte Oldtimer, viele Retro-Schätze oder auch eine Jahresration Früh als Haustrunk zu gewinnen gab. Passend zum 50. des Capri-Verkaufsstarts war auch ein I-er unter den möglichen Gewinnen.
Den weißen 1500 XL haben in diesem Jahr viele gesehen. Auf Plakatwänden etwa oder auch in natura beim Empfang im Juni bei Ford oder dem Wochenende auf Schloss Dyck (Bericht in dieser Ausgabe). Zu den vielen Kronkorken-Sammlern zählte Marc Wawrzyniak. Der 32-jährige gebürtige Kölner lebt in Kerpen-Horrem, arbeitet als TV-Designer bei der infoNetwork GmbH bei der Mediengruppe RTL in Köln-Deutz und betreibt mit einem Kumpel außerdem noch eine weitere Gesellschaft.
Der Vater fuhr einst Capri
Weiteres zu seiner Person? „Als geborener Kölner liebe ich, wie soll es anders sein, den Karneval. Ich bin unter anderem Mitglied bei der Karnevalsgesellschaft Altstädter Blau-Wiess Horrem von 1937 und tanze beim KG-eigenen Männerballett gemeinsam mit 14 anderen Kollegen alljährlich zur Karnevalszeit durch Veranstaltungen in der Umgebung. Vier andere Mittänzer sind selbst Oldtimerliebhaber und besitzen jeweils einen eigenen Klassiker“, erzählt Marc Wawrzyniak. Dies sind ein Citroen 2CV (die „Ente“), ein Triumph MK4 Spitfire, eine „göttliche“ Citroen DS und eine Toyota Celica von 1978.
Nicht die erste Begegnung mit altem Blech, er ist familiär entsprechend geprägt worden: „Zusammen mit meinem Vater - der bis zu meiner Geburt selbst einen Capri III, 2.0 S, von 1979 in Silber mit anthrazitfarbigen Streifen besaß-, seinen besten Freunden und guten Freunden von mir bauen wir jedes Jahr unseren Karnevalswagen zu unserem jeweiligen Motto, um am Karnevalssonntag am Zug in Neu-Bottenbroich teilzunehmen.“ Auch in der dortigen Karnevalsgesellschaft Garasche Jonge ist Wawrzyniak Mitglied.
Der Vater und seine Kumpels waren bereits vor rund 20 Jahren als findige Bastler unterwegs. „Damals haben sie mal einen VW Käfer in der Mitte zerteilt und mit einem Doppel T-Träger so verlängert, dass sich alle Mann wie an einer Theke daran setzen konnten. Mit vereinten Kräften musste der hintere Teil des Wagens bei Kurven, aufgrund seiner Länge und den engen Straßen, um diese Radien gehoben werden“, grinst der Sohn. Auch in diesem Kreis gibt es übrigens zwei Oldtimerliebhaber die gemeinsam eine Werkstatt haben, in der sie Aufbereitung und Restauration betreiben.
Alles keine schlechten Voraussetzungen, um einen Oldie am Leben zu erhalten. Wenn man einen hätte!
„Seit vielen Jahren bin ich selbst ebenfalls oldtimer-infiziert. Vermutlich auch durch die Oldtimerrallye des MSC Neu-Bottenbroich, die dieses Jahr zum elften Mal stattfand. Zu Beginn der Rallye stellen sich alle Teilnehmer mit ihren Fahrzeugen auf dem alten Schulhof in Neu-Bottenbroich auf, was immer ein faszinierender und wahnsinnig toller Anblick ist“, schwärmt Marc Wawrzyniak: „Mein Traum-Oldtimer ist ein 1967er Mustang Fastback. Am liebsten natürlich als Shelby GT 350. Während meines B.A Virtual Design-Studiums in Kaiserslautern von 2009 bis 2012 habe ich diesen Mustang mal als Studienfachprüfung in einer 3D-Software penibel nachgebaut und mich so nur noch mehr in den Charakter und die filigrane Arbeit damaliger Autos verliebt. Anders als heute, wo viele Fahrzeuge gleich aussehen, beziehungsweise sich stark ähneln, hatten Autos früher eine eigene Formsprache, welche jeden Wagen für sich zu etwas Besonderem gemacht hat.“
So etwas hatte Früh Kölsch nicht im Angebot, dafür aber den 1500-er. Kölschtrinker Marc nahm selbstverständlich an der besagten Kronkorken-Aktion teil. Die Hoffnung, einen solchen Gewinn an Land ziehen zu können, ist naturgemäß gering. „Ich konsumierte also fleißig Früh. Das Gewinnspiel der Brauerei ging vom 15. Mai bis zum 30. September.
Die letzte Flasche um 23.57 Uhr
Also trank ich die vier Flaschen leer und schaffte es gerade noch, die letzte drei Minuten vor Mitternacht zu öffnen, um den Code einzugeben.
Man weiß ja nicht, welcher Kronkorken mich letztendlich auf den gewinnbringenden Platz 5255 auf Liste 117 von 9.999 Listen gebracht hat. Möglicherweise der allerletzte, ein netter Gedanke.“
Der strahlende neue Capri-Besitzer Marc Wawrzyniak mit Lebenspartnerin Franziska und Kumpel Jie. Die erste Ausfahrt 2020 findet natürlich gemeinsam statt.
Denn tatsächlich wurde bei der Verlosung des Capri am 2. Oktober bei Ford einer der von Marc Wawrzyniak gemeldeten Korken gezogen. Der I-er ist nun seiner! Diesen Tag wird er sicherlich niemals vergessen.
„Ich hatte das Gewinnspiel schon gar nicht mehr im Kopf. Als es an diesem Tag während der Arbeit zum Mittagessen in die Kantine ging, bekam ich einen Anruf von meiner besten Freundin, die bei Ford arbeitet. Ich schaute aufs Handy, als ich mit meinem Tablett an der Kasse stand, und dachte: `Nanu, was möchte sie von mir`?“
Den folgenden Dialog hat Gewinner Marc auf Bitten des namensgleichen Autors dieses Berichts niedergeschrieben.
Ich: Jaaa?
Sie: Hiiiiiiii!
Ich: Jaaa, was gibts?
Sie: Sag´ mal, hast Du zufällig bei ´nem Gewinnspiel von Früh mitgemacht, wo man einen Capri gewinnen kann?
Ich: Ooohhh, eeehhh, jaaa. Wieso, woher weißt Du das denn jetzt?
Sie: Der wurde eben in der Mittagspause bei uns auf dem Betriebsgelände verlost und gewonnen hat ein Marc Was… Wasch…, also ein Marc aus Kerpen. So viele Marcs mit so ´nem komplizierten Nachnamen wie Deinem gibts doch in Kerpen nicht!?
Ich: Ach hör´auf, Du verarschst mich doch!
Sie: Nein, wirklich! Meine Arbeitskollegin Natalie war dabei und kam danach direkt zu mir hoch gerannt, um es mir zu erzählen. Da musste ich Dich doch direkt anrufen!
Ich: Im Ernst??? Ne, das glaub´ ich nicht! Ich glaub´das erst, wenn ich ´ne E-Mail habe oder die mich anrufen.
„Zittrig und völlig euphorisch hab ich dann versucht, zu essen und bin direkt, als ich fertig war, zu meinem Rechner gestürmt, um meine Mails zu checken. Nichts! Dann bin ich auf die Gewinnspielseite von Früh, wo nur stand: ´Die Ziehung findet heute in Köln statt´. Gefühlt ununterbrochen habe ich in der folgenden Zeit das E-Mail-Postfach und die Internetseite refreshed. Jedoch immer ohne Ergebnis, bis um circa 17 Uhr der erlösende Anruf kam.
`Schönen Guten Tag, Schmidt mein Name von der Brauerei Früh. Sie haben bei unserem Gewinnspiel mitgemacht. Hätten Sie Spaß an einem Ford Capri?`Mein Gott, was hab´ ich mich da gefreut!“
Auch den folgenden Anruf des CCD hat Marc Wawrzyniak geradezu erwartet. „Ich freue mich, dass es gerade für den Capri einen so tollen, großen und strukturierten Club gibt. Klar werde ich nun Mitglied! Endlich kann ich auch selbst ein aktiver Teil von Oldtimerrallyes und -ausfahrten sein.“ Der letztlich glückbringende Kronkorken kann wie erwähnt nicht bestimmt werden. Dass so ein Ding jedoch dauerhaft zum Auto gehört, versteht sich bei dieser Geschichte beinahe von selbst. Daher lässt sich der frischgebackene Capri-Fahrer zwei Verschlusskappen des Früh Kölsch zu einem Schlüsselanhänger umarbeiten.
[Text: Marc Keiterling & Marc Wawrzyniak | Fotos: Früh Kölsch]