Guido Verse „erfuhr“ mit seinem Capri den Norden Europas. Ziel: das Capri-Treffen des Capri Club Norge.
Im vergangenen Jahr 2024 packte Guido Verse aus Nordrhein-Westfalen seinen Capri für eine etwas längere Ausfahrt. Hier sein Reisetagebuch.
Ich hatte schon in den letzten Jahren immer mal vorgehabt, zum Capri-Treffen nach Norwegen zu fahren. Irgendwie hatte es zeitlich nie gepasst, denn nur für ein Wochenende nach Norwegen zu fahren lohnt sich ja nicht.
2024 war das Jubiläumstreffen zum 40-jährigen Bestehen des norwegischen Capri Clubs geplant. Jetzt sollte es klappen. Fest stand, dass ich mit dem maisgelben 1700er fahre und auf der Tour im Zelt übernachten wollte, um die Kosten etwas zu senken. Das Treffen sollte im Jubiläumsjahr an einem anderen Standort als sonst üblich stattfinden. Ich hatte dafür neun Tage für die Anreise nach Gol eingeplant, da ich ja auch noch etwas von der Gegend sehen wollte.
Leider hatte ich die Zeit unterschätzt, um den I-er für die Reise vorzubereiten. Ich wollte nur noch eben die aufgelösten Führungshülsen am Kupplungspedal wechseln. Das hat so einigermaßen funktioniert. Nachdem alles wieder zusammengebaut war, musste ich allerdings feststellen, dass ich wohl irgendwo einen Kurzschluss eingebaut hatte. Bis 3 Uhr am frühen Morgen habe ich Schaltpläne gelesen und versucht, den Fehler irgendwie einzugrenzen. Leider ohne Erfolg.
Hilfe durch die WhatsApp-Gruppe
Am nächsten Tag habe ich dann einen Hilferuf in der WhatsApp-Gruppe Capri NRW gestartet. Der Kollege Walter Winkler konnte mir tatsächlich per Videochat helfen, um den Fehler besser einzugrenzen. Dadurch konnte ich den Kurzschluss dann doch recht schnell ausfindig machen. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an Walter und alle anderen, die mich mit Tipps unterstützt haben. Die Probefahrt führte im Anschluss lediglich über fünf Kilometer. Sollte reichen, dachte ich.
Um Mitternacht bin ich dann los zur Fähre nach Hirtshals in Dänemark. Auf der Autobahn habe ich recht schnell gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Die Wassertemperatur war viel zu hoch, ging sogar in den roten Bereich. Ich bin also langsam auf die nächste Raststätte gerollt.
Das Thermometer hatte nicht gelogen. Der Motor war kochend heiß. Ich bin dann nur noch mit 80 Stundenkilometern von Raststätte zu Raststätte gefahren und hatte ernsthaft überlegt, die Reise abzubrechen. Ich wollte ja auch keinen Motorschaden provozieren. Irgendwie wurde schließlich doch im Schleichtempo die Fähre in Dänemark nach 870 Kilometern erreicht. Als Ursache hatte ich ein klemmendes Thermostat oder einen verstopften Wärmetauscher vermutet.
Das „Fieber“ abgeschüttelt
Ich wollte der Sache auf dem ersten Campingplatz mal genauer nachgehen. Brauchte ich zum Glück tatsächlich nicht mehr zu tun, da der Capri in Norwegen kein Temperaturproblem mehr hatte. Da war wohl das Thermostat wieder gängig und mein I-er schüttelte sein „Fieber“ ab.
Grundsätzlich hatte ich für die Reise nur einen eher groben Plan mit dem Ziel, in acht Tagen in Gol das Treffen zu erreichen. Auf dem ersten Campingplatz sprach mich der Platzbesitzer auf den Capri an. Er hätte selber einst sieben Capri besessen und war wohl damals in der norwegischen Capri-Szene sehr aktiv. Welch‘ ein Zufall!
Cruisen durch eine schöne Gegend
Es gab immer mal wieder nette Begegnungen mit ehemaligen Capri-Fahrern, die unbedingt ein Foto machen wollten, und anderen netten Menschen, die es einfach cool fanden, mit einem Oldtimer eine Reise mit dem Zelt zu unternehmen. Ich fand es auch cool. Als Sauerländer ist man ja Regen gewohnt und davon gab es in Norwegen auch die eine oder andere Packung. Während unserer Reise hatten wir jedoch auch etwas Glück mit dem Wetter. Besonders beim Treffen selbst.
Da man in Norwegen auf Landstraßen eh nur 80 Stundenkilometer fahren darf und die Strafen bei Geschwindigkeitsüberschreitungen sehr hoch sind, fahren alle ganz entspannt das gleiche Tempo. Man kann also ganz gechillt durch die wunderschöne Gegend cruisen. Die Reise ging über Flekkefjord, Preikestolen, Nedstrand, Eidfjord und Aurlandsvangen nach Gol zu jenem Campingplatz, auf dem das Treffen stattfinden sollte. Wir konnten auf der Reise schöne Wanderungen mit fantastischen Aussichten auf die Fjorde erleben.
Der Campingplatz in Gol war von der Ausstattung und Sanitäreinrichtungen der Beste auf unserer Reise. Aufgrund einer vorherigen Überflutung wurde alles im unteren Bereich des Flusses renoviert und neu angelegt. Die meisten Teilnehmer des Treffens hatten sich frühzeitig eine der zahlreichen Hütten auf dem Campingplatz gemietet.
„Track Driving“ auf dem Flugplatz
Der Freitag startete mit einem Programmpunkt auf dem Flugplatz in Gol: das „Track Driving“. Wir sind alle zusammen im Corso zu dem Event gefahren. Dort war auf der Start-und Landebahn ein Parcours mit Zeitmessung aufgebaut, wo sich die Capri-Fahrer hinsichtlich ihres Fahrkönnens und der Performance ihres Autos messen konnten. Für die anderen gab es schon ein lockeres Kennenlernen und Benzingespräche. Die Schweizer Kollegen waren mal wieder mit ihren schönen Capri mit einer größeren Gruppe vertreten. Die deutschen Teilnehmer waren sehr überschaubar. Am Abend gab es in dem Lokal des Campingplatzes auch noch Livemusik.
Bei solchen Optiken werden selbst Nicht-Camper zu Schwärmern.
Schöne Fahrzeuge in schöner Landschaft.
Am Samstag sammelten sich die Capri auf der großen Wiese für das eigentliche Treffen. Die Autos wurden nach den Baureihen aufgestellt. Auch einige Teilehändler waren vor Ort, ebenso wurden Teile aus dem norwegischen Club Shop angeboten. Es waren fast 100 Capri vertreten. Die meisten hatte ich noch nie gesehen. Von daher war es für mich sehr interessant.
Als ein V4 in Norwegen blieb
Mein V4 war wohl auch eine Ausnahmeerscheinung, da diese Motorvariante nie in Norwegen verkauft wurde. Es gab mal wieder viel zu sehen und einige Geschichten zu hören. So sprach mich ein junger Mann an, der mir erzählt hat, dass sein Vater einen Capri mit V4-Motor besessen hat. Dieser Capri war ein Unfallwagen, den ein Tourist in Norwegen einfach zurückließ.
Am Nachmittag wurde ich noch auf ein Fotoshooting eingeladen. Mein Capri sollte in einer der kommenden Ausgaben der Clubzeitschrift des Capri Club Norge erscheinen.
Am Abend gab es dann ein Barbecue Buffet, die Preisverleihung und eine außergewöhnliche Tombola mit schönen Gewinnen. Ich war völlig überrascht, als bei der Preisverleihung mein Name aufgerufen wurde. Es gab für mich einen Pokal für den 2. Platz der originalen I-er. Das hat mich sehr gefreut und ich fühlte mich geehrt. Da ja so viele gute Capri auf dem Platz waren, hatte ich eigentlich keine Hoffnung auf einen Preis. Am nächsten Tag gab es noch ein Fotoshooting aller Preisträger mit Auto. Dann mussten wir leider den Heimweg antreten. Auf dem Rückweg haben wir noch eine Stadtbesichtigung in Oslo gemacht. Diese Stadt ist wirklich sehr sehenswert.
Die Rückfahrt führte uns auch durch Teile von Schweden. Die Etappe von Oslo bis zum nächsten Campingplatz im dänischen Odense betrug 750 Kilometer, die aber besonders in Schweden sehr angenehm zu fahren waren. Auf der letzten Etappe haben wir noch einen Freund in Nortorf bei Neumünster besucht und sind dann gegen Abend gut zu Hause angekommen. Der Capri hat auf der Tour rund 3.600 Kilometer abgespult und nach dem anfänglichen Temperaturthema keine weiteren Probleme gehabt.
Ich werde auf alle Fälle noch einmal nach Norwegen reisen. Spätestens zum 50. Clubjubiläum des Capri Club Norge.
[Text & Fotos: Guido Verse]