Ankunft von Wolfgang Steins Sanierungsobjekt bei Capri-Restaurator Tilo Rögelein.
„Mit dem Wunsch, meinen seit rund 30 Jahren abgestellten I-er, einen 2000 GT XLR in der Farbe Hellgrün 67, wieder zu reaktivieren, endete der Bericht über dieses Auto hier. Jetzt folgt nun die Fortsetzung.
Grundsätzlich schraube ich ja gerne an Autos. Sollte ich mir also diese Arbeit einer Komplett-Restauration vornehmen? Schätzungsweise drei bis fünf Jahre an dem Ding nebenher arbeiten? Ich entschied mich, in dieser Zeit lieber Capri zu fahren - mit meinem 2.8i - und meinen Aufgaben als Ersatzteilbeauftragter des CCD nachzugehen.
Ich hatte mir im Laufe der letzten 25 Jahre sehr viele neue Ersatzteile (Blech und Technik) für die mal anstehende Restaurierung zugelegt. Eine Basis war daher vorhanden und so befragte ich meinen Wunsch-Restaurator, Tilo Rögelein, auf der diesjährigen Oldtimermesse in Stuttgart Ende Februar nach einem passenden Zeitpunkt. Dieser war dann im Mai gekommen.
Mit meinem CCD-Freund Joachim von Alten habe ich das Auto am Stellplatz ´aufgeweckt´ und drei platte Reifen mit ausreichend Luft befüllt. Dann haben wir das gute Stück aus dem Schatten in die Sonne gerollt, den Wagen ans Abschleppseil angehängt und in die nur circa 700 Meter entfernte Garage an meinem Haus geschleppt. Dort wurde ein anderen Satz Räder montiert und die vorderen Sitze sowie die Rücksitzbank demontiert, die bei einem befreundeten Sattler aufgearbeitet werden.
Das Heck - weg. Tilo Rögelein baut Wolfgang Steins Capri konsequent neu auf. Glücklich kann sein, wer die originalen Bleche besitzt - und die Farbe trifft. Es wird wieder Hellgrün 67.
Am 19. Mai war es dann soweit. Der Capri wurde auf den schon am Vortag ausgeliehenen Anhänger gezogen und verzurrt und los ging die Reise ins schwäbische Erligheim. Dort wurden wir schon erwartet. Sowohl von der Familie Rögelein als auch vom Fernsehteam des SWR. Den großen Bericht dazu findet ihr auch hier.
Die Inaugenscheinnahme durch Tilo von oben und unten erbrachte erwartungsgemäß das von mir schon vorab erwartete Ergebnis: Totaloperation! Es wurde vereinbart, dass Fahrzeug komplett zu demontieren. Die Rohkarosse sollte anschließend ohne jegliche Anbauteile mit Trockeneis gestrahlt werden, um danach alle Rostschäden in vollem Umfang erkennen zu können.
Viel ließ das Trockeneis nicht übrig
Nach dem Trockeneisstrahlen besuchte ich Mitte Juni die ´Restkarosserie´, die zwischenzeitlich auf ein Rollgestell montiert worden war, um jetzt den Umfang der Schweißarbeiten festzulegen.
Mir war vorher schon klar, dass der Rost ganze Arbeit geleistet hatte, aber ganz so heftig hatte ich es mir dann doch nicht vorgestellt. So waren beispielsweise Teile der Radläufe hinten, der A-Säule unten oder die Windleitblechecken rechts und links nicht oder fast nicht mehr vorhanden. Ich schätze, noch vor einigen Jahren hätte man viele Capri bei einem vergleichbaren Schadensbild schlicht entsorgt. Aber nun ist 2020 und ich habe es mir auch in den Kopf gesetzt, dieses Auto nach dem Kauf anno 1990 endlich auch mal zu fahren.
So wurde festgelegt, dass die nun aus meinem Keller mitgebrachten Original-Blechteile wie A-Säule links und rechts, Innen- und Außenschweller links und rechts, Querträger vorne zweiteilig, Frontschürze, Seitenwände links und rechts und Abschlussblech hier gute Verwendung finden werden.
Wiederauferstehung eines Capri
Beim nächsten Besuch, der vier Wochen später stattfand, wurden von mir weitere Ersatzteile angeliefert und ich konnte schon die ersten Fortschritte bei den Karosseriearbeiten erkennen. Die Schweller, die A-Säulen und das innere Windleitblech waren bereits erneuert. Wenige Wochen später war auch schon der Frontbereich des Capri mit Frontschürze, und allem, was dazu gehört, wieder hergestellt.
Auch habe ich mit Tilo die nächsten Schritte abgestimmt. Es stand eine Entscheidung hinsichtlich der Türen und des Kofferraumdeckels an. Da sich nach dem Entrosten nur kleine und überschaubare Schäden offenbarten, habe ich entschieden, diese drei Teile am Auto zu lassen und daher wurden sie fachgerecht instandgesetzt.
Nun stand eine ´nachschubbedingte´ Pause an, da die in England bestellten äußeren Radhaushälften erst Ende September verfügbar waren.
Die nächste Verabredung in Erligheim nach dieser Schaffenspause stand am 7. Oktober im Kalender. Auch hier waren schon wieder deutliche Fortschritte zu sehen. Seitenwände und Abschlussblech waren eingepasst und vorab nur geheftet, da ein passgenaues Einschweißen ja erst nach den äußeren Radhaushälften möglich ist. Auch die Seitenwände, das Abschlussblech und das Dach waren mittlerweile blank geschliffen. Beim Dach hatten wir uns nach Abwägen von Erhalten oder Erneuern doch entschlossen, das alte Vinyldach zu entfernen und gegen ein neues zu ersetzen. Im Falle einer späteren Beschädigung durch endgültige Aushärtung und dem darauffolgenden Einreißen an einem jetzt komplett neu lackierten Fahrzeug wahrscheinlich die richtige Entscheidung.
Nun ging es munter weiter. Es kam auch schon das für meinen Geschmack richtig geile Hellgrün 67 zum Einsatz. Folgende Teile wurden vor dem Einschweißen innen ´vorlackiert´: Seitenwände links und rechts, das innere Windleitblech sowie das sogenannte `Lüftungsblech`unterhalb der Heckscheibe. Danach wurde der Heckbereich zügig mit den gelieferten Blechteilen fertiggestellt und dann ging es weiter mit dem Einpassen von Kotflügel und Türen. Letztendlich konnten die Kotflügel fix verschweißt werden.
Anfang November bekam ich dann schon Eindrücke von einem ´Silberpfeil´. Die farblose Karosserie wurde mit verchromten Anbau- und Zierteilen versehen, um alle nicht vorhandenen Montagelöcher für Vinyldach-Abschlußleisten, Zierleisten am Heck und seitlich, Embleme und anderes zu bohren. Ebenso fiel die Entscheidung für eine zeitgenössische verchromte Stabantenne, die - wie mal original - am rechten Kotflügel positioniert wurde.
Der gesamte Fahrzeugunterboden ist gereinigt worden, wurde von kleinen Anrostungen befreit sowie natürlich sauber grundiert.
Im nächsten Schritt ist nun der Lackierer gefragt. Und was macht eigentlich die Innenausstattung? Antworten gibt es in der nächsten Fortsetzung.“
„Silberpfeil“ mit Zierleisten.
[Text: Wolfgang Stein - Fotos: Caroline Rögelein & Wolfgang Stein]