Wenn eine Veranstaltung nachhaltig Eindruck hinterlässt. Ich, Sebastijan Selimi - alle Welt ruft mich „Sebo“-, bin in diesem Jahr mit Wolfgang Stein zum Mitgliedertreffen des Capri Club Deutschland auf dem Nürburgring gefahren. Was ich dort bei der Nürburgring Classic erlebt habe, führt jetzt zu meiner Mitgliedschaft im CCD. Dazu später mehr.
Meine erste Begegnung mit einem Ford Capri liegt ungefähr 35 Jahre zurück. Damals war ich knapp zehn Jahre alt und kannte natürlich Marken wie BMW, Mercedes, Audi, Porsche und viele andere Hersteller. Darunter auch Ford. Aber ein Capri, der war mir damals noch nicht bekannt.
Etwas später, noch als Kind, lernte ich Wolfgang kennen. Er fuhr damals einen dunkelblauen Capri und ich konnte mich schnell für diese einzigartige Linie begeistern. Ich beschloss, den Capri regelmäßig zu begutachten und zu inspizieren, wenn er auf dem Parkplatz stand. Ich glaube sogar, dass ich Wolfgang regelmäßig Löcher in den Bauch gefragt habe und sich einige Fragen sicherlich wiederholten. Und trotzdem bin ich mir sicher, dass er davon nicht genervt war, denn schließlich ging es um seinen Capri. Irgendwann gab es dann altersbedingt einen Schnitt. Ich wurde älter, andere Dinge wurden interessant, ich musste arbeiten und schließlich habe ich Wolfgang und sein Auto etwas aus meinem Blickfeld verloren.
Doch seit nun knapp 15 Jahren sehe ich ihn wieder viel regelmäßiger, wenn wir meist an meinen Autos bei ihm zu Hause rumschrauben. Ein großes Haus und zwei große Garagen, die für drei Autos Platz bieten. Natürlich steht dort auch etwas Besonderes: ja klar, ein Ford Capri.
Zwar nicht mehr der blaue, der mich als kleiner Junge in den Bann gezogen hat, sondern ein anderer. Dieser ist rot und eigentlich nicht viel anders. Meine Begeisterung für dieses Auto ist im Vergleich zur damaligen Zeit etwas weniger geworden.
Ist aber nicht schlimm - manchmal friert eine Emotion etwas ein. Ich habe es mir auf jeden Fall zur Aufgabe gemacht, es Wolfgang bei Zeiten wissen zu lassen, dass der Verkauf des blauen Capri ganz sicher nicht in meinem Sinne war. Schließlich fragte mich Wolfgang Mitte Mai dieses Jahres, ob ich Zeit und Lust hätte, mit zur Nürburgring Classic zu kommen, bei welcher der Capri Club Deutschland ebenfalls anwesend sein wird. Ich dachte mir: jede Menge Capri, dazu Formel 1, DTM und viele andere spannende Rennevents. Das könnte doch was werden. Also auf in die Eifel!
Die offene Art der Begeisterung
Wir waren schon kurz vor dem Ziel, als wir auf der wahrscheinlich bekanntesten Tankstelle in Deutschland, gemeint ist jene auf der Bundesstraße an der Döttinger Höhe, nochmal kurz den Capri vollgetankt haben. Ein applaudierender etwa 40 Jahre alter Mann kam auf uns zu und sagte: „Wow, endlich mal wieder was ganz, ganz Besonderes. Ein tolles Auto!“
So eine offene Art, Begeisterung zu zeigen, habe ich in Verbindung mit einem Auto noch nicht erlebt. Meistens ist es vermutlich der Neid, der Leute davon abhält, so etwas zu tun. Es war ein kurzer, aber beeindruckender Moment, bei welchem ich nicht so recht wusste, wie ich mich verhalten sollte.
„Sebo“ (links) gleich nach der Ankunft am Ring mit Organisator Günter Schiffer und Wolfgang Stein (rechts).
Nach dem Tag der Anreise ging es dann am Freitag gleich vormittags zum Stellplatz inmitten der Grand Prix-Strecke. Dann standen da auf der Freifläche auf einmal um die 70 Capri. Alle Baureihen waren vertreten. Spätestens zu diesem Zeitpunkt habe ich wieder bemerkt, was für ein außergewöhnliches und vor allem inzwischen seltenes Auto der Capri doch ist. Überall standen deren Besitzer mit anderen Besitzern und es wurde quasi von morgens bis abends gefachsimpelt. Toll! Sowas gefällt mir, denn sowas machen nur Menschen, die einer Leidenschaft nachgehen.
Umgeben waren wir alle den ganzen Tag lang vom Sound der Rennen auf der Grand Prix-Stecke. Formel 1-Autos, CanAm Series, DTM Classics und vieles mehr. Auch das soll kurz erwähnt werden, ich fand es wirklich beeindruckend! Das Ganze wurde von den Capri Club-Mitgliedern richtig super organisiert, es gab jede Menge zu Trinken, zu Essen, gegrillt wurde auch ab dem Nachmittag. Vielen Dank nochmals an alle Beteiligten!
Wir waren im Hotel noch mit anderen Capri-Besitzern untergebracht und es ging auch abends eigentlich fast nur um das Thema Auto. Vor allem ging es um Autos, welche seinerzeit für einen längeren Zeitraum beschafft wurden. Nicht etwas wie heute, ein Wegwerfprodukt ohne emotionale Begeisterung und Bindung. Und genau das verbindet die Capri-Besitzer immer wieder. Autos, die nicht einfach als Mittel zum Zweck dienen. Autos, bei welchen es keine Rolle spielt, wieviel sie auf dem Papier wert sind. Es geht am Ende um das Teilen einer Hingabe und im Falle des Ford Capri definitiv um das Pflegen und Aufrechterhalten einer vom Aussterben stark bedrohten Sorte.
Erstmals am Capri-Steuer
Am Montagvormittag haben wir uns dann auf den Heimweg gemacht. Nach circa einer Stunde Fahrt fuhr Wolfgang auf einen Autobahnrastplatz. Als er stehenblieb, fragte er: „Willst Du fahren?“ Ich sagte: „Ja klar, gern!“
Die ersten Minuten waren logischerweise sehr gewöhnungsbedürftig für mich. Aber es ging nach einer halben Stunde dann wie von selbst, den Capri zu bewegen. Es war ein absolutes Fahrerlebnis für mich, dieses Auto den langen Weg bis nach Raisting am Ammersee zu fahren. Während der Fahrt gingen immer wieder Fenster von anderen Verkehrsteilnehmern runter und es wurde der Daumen nach oben herausgestreckt. Irre!
Als ich auf linken Spur fuhr, kam auf einmal ein aktueller Ford Mustang mit hohem Tempo hinter uns angedonnert. Ich war mir sicher, er würde gleich die Lichthupe betätigen. Aber er hielt dann etwas Abstand, ich fuhr nach rechts und er fuhr auf gleicher Höhe mit uns, um uns kurz sein Peace-Zeichen zu zeigen, ehe er weiterfuhr. Auch dieser Moment: unfassbar! Ich weiß nicht, mit welch anderem Auto einem so etwas passieren kann.
Nach einer langen Fahrt kamen wir schließlich am Ziel an. Ich hatte meine erste Fahrt mit einem Ford Capri vom Besitzer als „Bestanden“ erklärt bekommen. Am nächsten Tag habe ich verschiedene Muskelpartien meines Körpers gespürt. Gut so, es geht ums reine Autofahren ohne Schnickschnack und Schickimicki. Welch´ ein Vergnügen.
Was ich mitnehme und hier komme ich auf den Anfang meines Textes zurück: die Motivation der CCD´ler hat mich beeindruckt. Die Leidenschaft hat mich infiziert. Mein Mitgliedsantrag ist ausgefüllt. Und ich freue mich auf ein baldiges Wiedersehen!
„Sebo“ nach seiner ersten Fahrt am Steuer eines Capri und vor dem Mitgliedsantrag.
[Text: Sebastijan Selimi - Fotos: Manfred Borgert & Wolfgang Stein]