Es war ein einmaliges Erlebnis – in des Wortes wahrstem Sinne. Den 50. Geburtstag des Capri feierte Ford neben dem Werksbesuch im Juni (zum Bericht ) auch mit einem Besuch der Classic Days Schloss Dyck. Die Vorarbeit dazu leistete unter anderem der Capri Club Deutschland, die vom Werk beauftragte Agentur „KAP text.kommunikation“ vollendete.
Anfang des Jahres 2019 meldet sich Hartwig Petersen, in der Pressestelle der Ford Werke für die Produktkommunikation zuständig, bei mir. Man wolle das Thema „50 Jahre Capri“ seitens des Hauses auf Schloss Dyck groß präsentieren. „Habt ihr Möglichkeit und Interesse, etwa 15 sehr original aussehende Capri im Bestzustand zu präsentieren“, lautet die konkrete Frage. Ja! Na klar! Die Aussicht, dies gemeinsam mit Ford auf die Beine zu stellen, ist auf Anhieb verlockend.
Ein vielfältiges Bild ist gewünscht
Später im Frühjahr werden die Rahmenbedingungen genannt, erstmals habe ich dann Kontakt zu Klaus-Achim Peitzmeier. Achim ist Inhaber des Redaktionsbüros „KAP text.kommunikation“ und im doppelten Sinn ein Mann vom Fach. Journalist, Buchautor und Motorsportler – er arbeitete unter anderem mehrere Jahre für die Auto Zeitung und zählt mit seinen Mitarbeitern zum Redaktionsteam verschiedener Old- und Youngtimer-Fachblätter. Außerdem ist Peitzmeier seit 1983 aktiver Renn- und Rallyefahrer.
„Welche Autos könnten wir bekommen“, fragt mich Achim. Ich schlage eine Mixtour aus verschiedenen Motorisierungen und Farben aus den drei Baureihen vor, um den Besuchern ein möglichst vielfältiges Bild zu präsentieren. So soll es sein, wir schreiben die Teilnahme auf der CCD-Homepage aus. Gleichzeitig sprechen Frank Lehmann, unser 3. Vorsitzender und Öffentlichkeitsarbeiter, und ich gezielt Capri-Besitzer an.
Alle Baureihen selbstverständlich vertreten und die beiden Cabrios von Gregor Reininger.
So gelingt es uns schließlich, I-er vom 1500er bis zum 2600er und III-er vom 1,6 Liter L bis zum 3,0 Liter Spezial zusammenzustellen.
Der II-er spielt für uns – auch angesichts der kürzesten Bauzeit und der geringsten Stückzahl - die „dritte Geige“. Hier gelingt es, drei besondere Exemplare zu bekommen. Ein ehemaliges Direktionsfahrzeug, ein Ghia, ein Turbo May.
Zwei „Firmenfahrzeuge“ sind im Feld
Der schon genannte „Zwosechser RS“ ist der einzig straßenzugelassene Capri aus der Werkssammlung, hinzu kommen noch die „Firmenfahrzeuge“ von Früh Kölsch und das Auto von Sonax.
Alle Teilnehmer werden im Vorfeld noch kontaktiert. Einige doppelt und dreifach, weil sie sowohl die Agentur, als auch einen Texter (in diesem Fall ich) und einen Fotografen der Classic Cars an der Strippe haben.
Treffpunkt ist am ersten Freitag im August das Mercure-Hotel im Kölner Westen. Erstes Aufatmen, alle Fahrzeuge sind am Start. Am folgenden Morgen ist um 8 Uhr Abfahrt in Richtung Werk, wo wir ab 8.30 Uhr erwartet werden. Nicht am Steuer, sondern im Krankenhaus befindet sich leider Svenja Martin. Die Capri-Pilotin mit dem schneeweißen rundverbreiterten I-er muss sich mit starken Kopfschmerzen und Unwohlsein in ärztliche Behandlung begeben. Gerade sie hat sich im Vorfeld so sehr über die Teilnahme an der Veranstaltung gefreut und dann das! Ihr Beifahrer, Reinhold Gernet, soll aber auf jeden Fall mitfahren, so wünscht es sich Svenja.
Auf Schloss Dyck eingetroffen, muss der Capri-Konvoi auf eine Rennpause warten, weil die Präsentationsfläche innerhalb des Rundkurses liegt.
Die angesprochene „Befragung“ durch die Agentur liegt jetzt als Ergebnis vor. Alle Autos werden mit aufwändig gestalteten Unterlagen ausgestattet. Diese beinhalten die Routenbeschreibung für die Fahrt vom Werk zum Schloss, aber auch die individuellen Geschichten zu allen Teilnehmern. Das beeindruckt alle, ebenso wie die hochwertigen Schilder, die später den Besuchern während der Classic Days die Informationen zu Capri und Besitzer liefern.
Zahlreiche Gäste in den Capri
In Köln erhalten wir außerdem – das Prozedere wiederholt sich am Sonntag- unsere Tages-Beifahrer. Dies sind Gäste des Hauses Ford, viele davon Journalisten. So machen wir uns auf eine Tour über Land und oft auch im Schatten der riesigen Braunkohle-Kraftwerke hin zum Wasserschloss bei Jüchen.
Dort eingetroffen ergreift Achim Peitzmeier vor Beginn des Capri-Demolaufs auf dem 2,8 Kilometer langen Rundkurs das mahnende Wort: „Auf der Geraden dürft ihr 120 fahren. In den beiden kleinen Ortschaften gilt es unbedingt die zulässige Höchstgeschwindigkeit einzuhalten. Ich bin da vor Jahren mal so richtig durchgekachelt, da stand kurze Zeit später die Polizei auf der Matte und wollte nach meiner Allzeit-Bestzeit meinen Führerschein gleich mal mitnehmen. Also Achtung, das ist kein Witz: Es wird geblitzt!“
Naja, so großartig die ganze Geschichte mit dem Rundkurs - umsäumt von vielen begeisterten Zuschauern und Strohballen an allen gefährlichen Stellen - ja ist: so frei von der Ordnungsmacht scheint es dann doch nicht zu gehen. Blau-Weiße Spaßbremsen...
Wann hat man mehrere Capri-Heroen von einst schon einmal an einem Ort? Ich lasse mir das Modell eines RS von Dieter Glemser, Jochen Mass, Klaus Ludwig und Roland Asch signieren.
Aerodynamik-Tüftler Thomas Ammerschläger, hier mal auf dem Beifahrersitz, hat beim Thema Tempolimit ganz dezent nicht hingehört: „Rennfahrer-Gen“.
Alle Capri sind ausgeschildert.
Ammerschläger gibt Schub
Einer pfeift darauf: Ehrengast Thomas Ammerschläger, legendärer Aerodynamik-Tüftler der Rennsportabteilung in den Jahren 1972 bis 1980 und zuvor Hobby-Rennfahrer, sitzt im RS auf der Position eins und hat nach der zweiten Runde den letzten Capri schon wieder direkt vor sich. „Rennfahrer-Gen“, was will man machen.
Auch am Sonntag dürfen wir über den Kurs fahren, da wird mancher „normaler“ Besucher der Classic Days sicherlich auch ein wenig neidisch gewesen sein. Das Befahren des Rundkurses ist nur den historischen Monoposto- und Tourenwagen sowie ausgesuchten Sonderläufen vorbehalten. Eben ein einmaliges Erlebnis in diesem Jahr.
Brücken bauen - das gelingt bei den Classic Days auf Schloss Dyck alljährlich. Juwelen im Park, Clubs im Miscanthusfeld, Picknick im Garten - hier ist für alle etwas geboten. Hinzu kommen die Demoläufe auf dem Rundkurs.
[Fotos: Thomas Rauhut, Angelika Wilhelm, Walter Winkler & Marc Keiterling]